Zeitungsbericht
Auch ein neuer Name soll her: Verein sorgt für Erhalt der Begegnungsstätte
Mietvertrag besiegelt Nachnutzung/Renovierung vor der Brust
Goslar /Ks. Was für das Amtszimmer des Oberbürgermeisters geplant war, wurde von ihm kurzer Hand in den Sitzungssaal verlegt. "Wir bekommen sonst Probleme mit der Statik", hatte er nicht die zunächst erwarteten ein, zwei Obersten des Stadtteilvereins Oker im Rathaus zu begrüßen, sondern eine ganze Delegation. Am Ende waren acht Okeraner da, trotz Sommer vor der Tür. Auch so demonstriert man, was eine Herzensangelegenheit ist.
"Wir schauen nach vorn und hoffen, dass wir das auf vernünftige Beine stellen können", sagte Vereinschef Rüdiger Wohltmann, nachdem er seinen Namenszug unter einen Mietvertrag gesetzt hatte, der die ebenfalls diskutierte Nachnutzung der Begegnungsstätte Oker in eine ganz andere Richtung (z.B. durch einen Lebensmittelmarkt) aus dem Rennen wirft. Das Gebäude solle weiterhin "ein Ort sein, an dem sich Menschen begegnen können. Wir sind glücklich, diese Chance zu haben, denn die Alternative war, dass es die Begegnungsstätte nicht mehr gibt."
Es bleibe aber nicht einfach alles beim Alten, unter der neuen Flagge. "Wir werden eine neue Nutzungsordnung erarbeiten und basteln an einem Konzept, das für eine größere Auslastung sorgt. Wir sind aber keine Betreiber, sondern Nutzer. " Das Haus in der Talstraße soll keinen Gewinn erzielen, was im Falle eines privaten Betreibers das alles bestimmende Ziel wäre. "Der Verein sorgt für ein Dach, unter dem Menschen zusammengeführt werden können. Wir üben das Hausrecht aus, was auch bedeutet, dass wir z. B. Gruppierungen des rechten Spektrums nicht rein lassen. Wir haben es da leichter als die Stadt", so Wohltmann.
Mit zehn Voranmeldungen für Veranstaltungen in der ersten Phase nach dem 1. Juli ist der Anfang gemacht. "Wir bringen in Kürze einen Flyer heraus", wolle der Stadtteilverein eine Werbe-Offensive starten, wie es sie seit Errichtung der Begegnungsstätte 1992 noch nicht gegeben habe. Auch der behördlich klingende Name werde demnächst geändert. Eine Findungskommission nehme ab sofort Namensvorschläge an.
Die Stadt wollte sich im Rahmen ihrer Sparpläne des Treffs entledigen. Binnewies zeigte sich bei Vertragsunterzeichnung "froh und dankbar", dass der Verein den Mut aufbringe, sich einer nicht ganz vorhersehbaren Aufgabe zu stellen, die nicht ohne Risiko sei, trotz Ausstiegsklausel als Puffer. Der OB unterstützt das Anliegen, weiterhin einen Treffpunkt für jene anzubieten, die nicht organisiert sind, z. B. in DRK oder Schützenverein. "Das hier ist Verantwortung gegenüber dem öffentlichen Geld." Anstehende Renovierungsarbeiten habe man sich gespart. "Wir wollen das in Abstimmung mit dem Verein machen." Naheliegend, dass es um Eigenleistung per Arbeitseinsatz geht. Ein Credo, das aber ohnehin vom Stadtteilverein Oker vertreten wird: Wenn ältere Nutzer Probleme haben sollten, für ihre Veranstaltung schwere Tische und Stühle aufzustellen, wolle man diesen Service auf die Beine stellen.
Ein wichtiger Punkt auf dem Weg zu einer funktionierenden Einrichtung ist jedoch noch ungeklärt: Der Verein kämpfe schon seit längerer Zeit mit dem Finanzamt. Wohltmann gab an, bereits einige Unterstützer für den neuen Oker-Treff an der Hand zu haben, aber so lange die Gemeinnützigkeit des Vereins nicht anerkannt sei, werde daraus wohl nichts; Stichwort steuerlich absetzbare Spendenbescheide.
Harzer Panorama vom 13. Juni 2010