Bürgerengagement
Wettlauf zwischen Treff und Markt GZ vom 03.11.2009 Von Heinz-Georg Breuer OKER. Nach dem Freibad und der Bücherei im Jahre 2004 könnte eine dritte Einrichtung im Stadtteil Oker in die Hände ehrenamtlichen Bürgerengagements übergehen. Die Begegnungsstätte in der Talstraße steht derzeit auf dem Prüfstand. Ein Prüfauftrag der rot-gelben Ratsmehrheit an die Verwaltung im Jahre 2008 war es auch, der den Stein ins Rollen brachte. Aufgeschreckt worden waren die Politiker durch miese wirtschaftliche Zahlen, die bei einem Treffen von Stadtteilverein, Okeraner Vereinen und Verwaltung 2007 zu Tage getreten waren. Seither fanden mehrere Gespräche statt, die zwar nach Einschätzung von Rüdiger Wohltmann, im Vorstand des Stadtteilvereins sowie Fraktions-Chef der Linken im Rat, gute Ansätze zeigten, aber zu keinem konkreten Ergebnis führten. Statt dessen trat unerwartete Konkurrenz auf den Plan: Einmal war es die angedachte Verlagerung des Schnäppchenmarkts des Bildungswerks der Niedersächsischen Volkshochschulen von der Baßgeige nach Oker, dann wieder das Interesse eines Konzerns für einen Nahversorgermarkt, wie die GZ berichtete.
Der Durchbruch
Den Durchbruch brachte ein Treffen des Stadtteilvereins am 23. Oktober mit den Fraktionen des Rates. Es wurde grundsätzlich Einigkeit erzielt, einen Ratsantrag auf den Weg zu bringen, wonach der Stadtteilverein die Begegnungsstätte vorerst für zwei Jahre in eigener Regie übernimmt – nach bewährtem Muster von Bad und Bücherei mit städtischer Anschubfinanzierung und Zuschuss. Lediglich die FDP kann sich statt dessen auch einen Verkauf der Einrichtung vorstellen – wenn es denn einen Interessenten gäbe. Damit noch nicht genug, sammelte die Goslarer Aids-Hilfe, auch dort ist Wohltmann Vorsitzender, am vorigen Wochenende auf ihrer jährlichen Gala in der Begegnungsstätte wie berichtet rund 400 Unterschriften für die Bürger-Lösung und gegen einen Markt. Wohltmann weist den naheliegenden Verdacht, er mache unter dem Deckmäntelchen des Ehrenamts linke Politik im Stadtteil, weit von sich: „Das ist eine Unterschriftenaktion des Stadtteilvereins, der jedes einzelne Vorstandsmitglied zugestimmt hat.“ Wohltmann begründete den ungewöhnlichen letzten Schritt der GZ gegenüber damit, dass nach jüngsten Informationen aus der Stadtverwaltung die Nahversorger-Lösung beim derzeitigen Stand von Verhandlungen ein ernst zu nehmendes Stadium erreicht habe. Herrscht also entgegen dem sich abzeichnenden politischen Mehrheitswillen ein Wettlauf zwischen den potenziellen Zukunftsnutzungen Bürgertreff und Supermarkt? Konkrete Nachfragen der GZ bei der Stadtverwaltung blieben unbeantwortet. Statt dessen hieß es nur: „Zur Zeit werden unterschiedliche Nutzungsvarianten geprüft und Gespräche mit den Beteiligten geführt.“
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