Rollenverteilung: Marlies und Albert Saft halten kiloschwere Oker-Geschichte, OB Henning Binnewies lugt über die Schulter, flankiert (v.l.) von GZ-Verleger Philipp Krause, SPD-Ratsherr Gerd Pölitz, creaktiv-Geschäftsführer Matthias Oppermann und dem früheren Saft-Arbeitskollegen Werner Bormann (Harz Energie). Foto: Schenk
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Zweieinhalb Kilo Ortsgeschichte Albert Saft macht Okers Chronik endlich komplett Von Heinz-Georg Breuer GOSLAR. Man sollte ja mit Superlativen vorsichtig sein, aber das ist sensationell: 125 Jahre, nachdem Kantor Schucht seine legendäre okersche Chronik veröffentlicht hat und nach unzähligen Fehlversuchen in der Folgezeit ist seit gestern die gedruckte Geschichte Okers komplett. Albert Saft heißt der Mann, der es möglich gemacht hat. Als er 2000 bei den Nordharzer Kraftwerken (NKW) ausschied und in Rente ging, hatte er schon Erfahrungen gesammelt mit der Erstellung einer 75-jährigen Firmengeschichte des Energieversorgers und vor allem nun Zeit für die ungleich schwerere Aufgabe, Kantor Schucht fortzusetzen. Viele Zeitgenossen hatten sich, allein oder im Team, zuvor vergeblich daran versucht -Namen wie Mackensen, Knoke, Kanthak, Wagenführer oder Schütte stehen dafür. „Dann mach ich's allein", beschloss Saft, enterte die Archive und erkannte schnell, dass ein angedachter Veröffentlichungstermin im Jahre 2002 zur 475-Jahr-Feier Okers illusorisch war. Am Ende standen vielmehr achteinhalb Jahre, rund 10000 Arbeitsstunden und zwei dauerbelegte Zimmer in der Saft'schen Wohnung auf der Dr- Nieper-Straße. Ehefrau Marlies konnte insoweit gestern bei der Vorstellung der Chronik im Pressehaus die Anwesenden beruhigen: „Er hat schon angefangen mit dem Aufräumen. "Der Kontakt zur Goslarschen Zeitung entstand 2005/06, hergestellt durch den Okeraner SPD- Ratsherrn Gerd Politz, der mit gewohnter Umtriebigkeit auch Sponsoren für die Chronik heran holte.
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Die waren auch nötig, um den Verkaufspreis der Tausender-Auflage auf attraktive 29,90 Euro zu drücken. Und das bekommt man für's Geld: Einen im Verlag der Goslarschen Zeitung erschienenen und bei creaktiv gedruckten Prachtband von 704 Seiten, lektoriert von Ex-Oberbürgermeister Dr. Ottmar Hesse, mit zahlreichen Bildern und Illustrationen. Eine Chronik im Anschluss an Schucht von 1883 bis heute, aufgeteilt in 99 Untertitel in einem Mix aus chronologischer Darstellung so-wie Aufbereitung von Sachkomplexen von A wie Asbestentsorgungsanlage bis Z wie Zinkhütte. Und mit der Sichtweise eines Unterokeraners im Umfeld der Industriebetriebe, wie Saft im Vorwort schreibt. Das hob auch Oberbürgermeister Henning Binnewies gestern lobend hervor: „Die meisten Chroniken werden von Lehrern geschrieben, aus der Vogelperspektive. Hier kommt einer, der mitten drin steckte." Die 125 Jahre, die Saft beschreibt, beinhalten die Weiterentwicklung der Landgemeinde Oker zum Industriestandort zu Beginn des 20. Jahrhunderts, den erneuten Aufschwung in den 30-er Jahre, die nationalsozialistische Zeit, einen Boom von 1952 an mit der Verleihung der Stadtrechte bis 1972 zur Eingemeindung in die Stadt Goslar und schließlich die Gegenwart mit dem Schwerpunkt der Beseitigung von Altlasten als Überbleibsel mehrerer Großbetriebe in und um Oker. Knapp zweieinhalb Kilo wiegt das Ganze. An den Strand würde man es nicht mitschleppen, aber als Lektüre für lange Winterabende ist es bestens geeignet, als Weihnachtsgeschenk sowieso. Erhältlich ist die Chronik in den GZ-Geschäftsstellen in Goslar, Bad Harzburg und Clausthal-Zellerfeld, in den beiden Okeraner Apotheken und in der Okeraner Sparkassenfiliale.
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